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Das Allgäu

Die Geschichte des Allgäus

Die Besiedelung des Allgäus reicht zurück bis in die Steinzeit, was Funde im Kleinwalsertal belegen. Kempten gehört zu den ältesten Städten Deutschlands und ist auf eine erste Ansiedelung durch die Kelten zurückzuführen. In vielen Jahrhunderten prägten Römer, Alemannen, Franken, die Staufer und Welfen das politische Geschehen sowie die politischen Strukturen in der Region.
Bis heute hat die Region Allgäu viel erlebt. Aber ohne diese vielschichtige Entwicklung wäre das Allgäu von heute nicht so, wie wir es heute kennen mit all seinen Facetten.


Das Allgäu in der Steinzeit
Bereits um 7.000 vor Christus hatten sich Steinzeitmenschen im Kleinwalsertal angesiedelt. Dies belegen entsprechende Funde.

Die Kelten besiedeln das Allgäu
Etwa um 500 v. Chr. waren es die Kelten, die die Gegend besiedelten. Obwohl sie in der Regel in Einzelhöfen lebten, hatten sie auch einige Siedlungen gegründet. Ein Beispiel dafür ist die Stadt Kempten. Ihr Name leitet sich von Cambodunum ab, die latinisierte Form des ursprünglich rein keltischen Namens des Ortes.

Die Römer im Voralpenland
Um das Jahr 15 v. Chr. besetzten die Römer unter Drusus und Tiberius das Alpenvorland und somit auch das Gebiet des heutigen Allgäus.
Die Römer waren es auch, die die Region systematisch kolonisierten und ihrer Provinz den Namen Raetia gaben. Hauptstadt dieser neuen Provinz war Augusta Vindelicorum.
Diese Stadt gibt es noch heute und ist unter dem Namen Augsburg bekannt. Um 46/47 n. Chr. beschloss der römische Kaiser Claudius den Bau einer Schnellstraße von Norditalien nach Augsburg - der Via Augusta. Die Route der Straße führte über den Vinschgau, den Reschen- und den Fernpass nach Reutte und von dort über Füssen den Lech entlang nach Augsburg.
Auch wenn der Bau dieser Straße vorrangig militärische Gründe hatte, diente sie vor allem dem Handel und förderte damit die kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Nord und Süd.
Bereits die Römer betrieben intensiv die Landwirtschaft, vor allem die Viehzucht. Bodenfunden zu Folge wurde das Vieh bereits von den Römern zum Weiden auf die Alpen getrieben.

Die Alemannen prägen das Allgäu
Gute zweihundert Jahre lang war es überwiegend friedlich in der Region.
Erst zu Beginn des Dritten Jahrhunderts wurden die Zeiten unruhig, denn die Stämme des Nordens expandierten immer mehr.
Ein erster Vorstoß der Alemannen aus dem Norden erfolgte im Jahr 213 n. Chr., der jedoch noch an den Grenzen abgewehrt werden konnte.
In einem zweiten Versuch im Jahr 233 n Chr. gelang es den Alemannen und Sueben erstmals den Limes zu durchbrechen und das Land bis den Alpen zu besetzen.
Dabei wurde auch die Stadt Cambodunum zerstärt, die danach wieder aufgebaut wurde und bei einem zweiten Vormarsch der Alemannen um 260 n. Chr. erneut zerstört.
Da die Alemannen dieses Mal bis nach Oberitalien vorstoßen konnten, änderten die Römer ihre Verteidigungsstrategie und zogen sich aus der Provinz Raetia zurück. Somit konnten die Alemannen in das Gebiet vordringen und sie neu besiedeln. Rom gab jedoch nie seinen Herrschaftsanspruch für die Region vollkommen auf, was sich für die Alemannen um 500 n. Chr. auszahlte, denn als sie von den Franken bedrängt wurden, griff der Kaiser Theoderich ein und wies die Franken etwas auf die Linie zurück, die noch heute die Sprachgrenze zwischen dem schwäbisch-alemannischen und dem fränkischen Dialekt ist.

Die Wirtschaftsstruktur im Allgäu bis zum 19. Jahrhundert
Bisher war das Gebiet überwiegend von einem Urwald bedeckt. Die Umwandlung in Kulturland erfolgte durch die Alemannen, die sich intensiv der Landwirtschaft widmeten.
Wie bereits erwähnt war seit der Zeit der Römer die Viehwirtschaft ein wichtiger Erwerbszweig im Allgäu. Bei den Alemannen lag jedoch der Schwerpunkt der Viehhaltung auf der Fleischerzeugung und nicht auf der Milch- und Käseproduktion.
Auch die Pferdezucht, vor allem bei Hindelang, gewann erheblich an Bedeutung, denn schließlich waren Pferde neben den Ochsen die einzigen “Verkehrsmittel” der Zeit.
An dieser Wirtschaftsstruktur änderte sich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts kaum etwas, sieht man von einigen regionalen Besonderheiten wie dem Erzabbau oder dem Salzhandel ab. Verantwortlich dafür waren der Erzreichtum am Grünten und in den Tälern um Hindelang. Die Waffenschmiede an der Ostrach (bei Hindelang) waren in ganz Europa bekannt.

Die Franken prägen das Allgäu
Nach dem Zerfall des Römischen Reiches gewannen die Franken endgültig die Herrschaft über die Alemannen.
771 wurde die alemannische Herzogstochter Hildegard die zweite Gemahlin des Frankenkönigs und späteren Kaisers Karl des Großen.
Die Franken reorganisieren das gesamte Gebiet, sie entmachten die einheimischen Fürsten und setzen ihre eigenen Stammesherzöge ein. Sie versuchen auch, das Christentum wieder einzuführen, dass in der Region total ausgestorben war. Dies gelingt den Franken aber nicht.
In dieser Zeit taucht zum ersten Mal der Name “Allgäu” auf. Im Jahr 817 wird in einer Urkunde des Klosters St. Gallen von albigauge gesprochen. Die bedeutet soviel wie “Flußniederung in den Bergen”. Gemeint war das Gebiet von Sonthofen bis etwas Oberstaufen. Daraus entwickelte sich langsam die Bezeichnung “Allgäu”, womit die gesamte Region zwischen dem Lech und der Linie Lindau, Wangen, Memmingen gemeint war.
Trotz allen organisatorischen Veränderungen in der Region reichte der Einfluss der Franken nie aus, dass die Alemannen in diesem Stamm aufgingen.

Die Christianisierung des Allgäus
Die Christianisierung der Allgäuer Bevölkerung erfolgte in der Zeit vom 6. bis 9. Jahrhundert.
Wie bereits weiter oben erwähnt, unternahmen dazu auch die Franken einen Versuch, der aber Misslang.
Erst irische Wandermönche, die die Christianisierung des Allgäus konsequent im 7. Jahrhundert vorantrieben, waren erfolgreich.
Im 8. Jahrhundert vollendeten dann die Mönche von St. Gallen, vor allem Magnus, dieses Bekehrungswerk.
Im Jahr 764 wurde das Benediktinerkloster in Ottobeuren gegründet. 773 wurde dann das Kloster in Kempten gegründet.

Die Entstehung Schwabens
Im verlauf der Abwehrkämpfe gegen die Ungarn entstand ein eigenes Herzogtum “Schwaben”, in dem die im Jahr 1079 die Herzogswürde erhielten.
Unter der Herrschaft der Staufer wurde Schwaben und damit auch das Allgäu zum politischen und kulturellen Mittelpunkt des Reiches.
In dieser Zeit versuchten die Staufer ihren Besitz sowie ihre Macht planmäßig auszuweiten. Dafür bauten sie eine gut organisierte Verwaltung mit Beamten an ihrer Spitze auf. Somit entstand also in einer sehr kurzen zeit ein komplett neues Staatsgebilde. Gemeinsam mit den Welfen gründeten die Staufer neue Städte wie Isny, Wangen oder Memmingen als Verwaltungs- und Handelszentren.
Diese große Epoche hielt an bis zum Tod des Stauferkaisers Konradinus im Jahr 1268. Danach zerfiel die schwäbische Einheit wieder in viele kleine und eigenständige Gebiete.

Bereits in den Jahren 1241 wurden die Städte Memmingen, Kaufbeuren und Kempten zu Reichsstädten erhoben. Im Jahr 1268 folgte als weitere Reichsstadt die Stadt Leutkirch.
In den Jahren 1348 und 1365 folgten noch die Städte Wangen und Isny.
1488 wurde der „Schwäbische Bund“ als Vereinigung der schwäbischen Reichsstädte gegründet. 1496 fand der erste Reichstag in Lindau statt. Im Jahre 1500 wurde der "Schwäbische Reichskreis", der siebte der zehn Reichskreise, der bis 1803 bestand, geschaffen.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden die freien Bauern immer weniger. Die Klöster und die Adligen kauften auf, was sie bekommen konnten.
Die Macht im Allgäu teilten sich im wesentlichen das Hochstift Augsburg, das Fürststift Kempten, das Kloster St. Gallen und mehrere weltliche Herrscher.

Die Zeit des Bauernkriegs
Im 15. Jahrhundert begann die Zeit eines allgemeinen wirtschaftlichen Niedergangs.
Ursachen gab es dafür viele.
Dazu zählen sicherlich eine Klimaverschlechterung mit daraus resultierenden Mißernten und Pest-Katastrophen, die auch vor dem Allgäu keinen Halt machten.
Dennoch forderten Adel und Klöster immer mehr Abgaben und Leistungen von ihren Untertanen, weil sie sich mit einer Verschlechterung ihres Lebensstandards nicht abfinden wollten.
Somit wuchs die Unzufriedenheit der Bauern. Als im Jahr 1491 der Fürstabt von Kempten eine neue Steuer rücksichtslos eintreiben ließ, flammten erste Unruhen auf.
In den Jahren 1524/1525 brach dann endgültig ein großer Bauernaufstand aus, der sich über ganz Süddeutschland mit Ausnahme von Bayern hinzog.

Geistiger Mittelpunkt des Bauernkriegs war Memmingen.
In den “Zwölf Artikeln der Bauernschaft” die Anfang 1525 von dem Kürschner Sebastian Lotzer in Memmingen aufgestellt wurden, forderten die Bauern in erster Linie rechtliche, wirtschaftliche, soziale und kirchliche Reformen. Sie gelten als die erste Niederschrift von Menschenrechten in Europa!

Zunächst konnten die Bauern große Erfolge verbuchen. Sie stürmten und plünderten Burgen, Klöster und Städte.
Allerdings formierte sich der “Schwäbische Bund” des Adels gegen die Bauern.
Diesem schlagkräftigen und gut organisierten Heer des Adels waren die aufständischen Bauern nicht gewachsen. Ende 1525 war der Aufstand zusammengebrochen und das ganze Allgäu war zerstört. Schätzungsweise 100.000 bis 200.000 Bauern sind während diesem Aufstand ums Leben gekommen.
Aber der Aufstand war nicht ganz vergebens. Im Jahr 1526 befasste sich der Reichstag in Speyer ernsthaft mit der Forderungen der Bauern und so wurde doch langsam das verwirklicht, was mit Gewalt nicht möglich war.

Von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts
In der zweiten Hälfte des 16 Jahrhunderts konnte sich das Land wieder erholen.
Der Handel, der sich in dieser Zeit entlang der neuen Salzstraße durch das Ostrachtal über Immenstadt bis zum Bodensee entwickelte gab vielen Bauern zusätzlichen Verdienst.

1527 bekennen sich die Reichsstädte Kaufbeuren und Kempten zur Luthers Lehre.
Im Jahr 1533 wurde der Schwäbische Bund aufgelöst. Gleichzeitig bekennt sich auch Memmingen zur lutherischen Lehre.

Im Jahr 1543 gründen die Mönche von Ottobeuren auf Veranlassung des Kemptener Fürstabts Wolfgang von Grünenstein eine eigene Universität, die „Academia Ottemburana“. Im Jahr 1555 fand der Augsburger Religionsfrieden statt. In der Zeit von 1618 bis 1648 brachte der Dreißigjährige Krieg Elend, Plünderung und Zerstörung auch über das Allgäu. Dabei besetzten 1632 Schwedische Truppen das Stift Kempten und zerstörten Kloster und Kirche. Die Schweden erlitten 1634 die entscheidende Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen.
Von 1639 bis 1673 wurden die St.-Lorenz-Kirche und die Stiftsgebäude in Kempten neu gebaut.

Weder die Kriege noch eine erneut ausgebrochene Pest ändern etwas an der Machtverteilung im Allgäu, außer dass im Westen langsam der österreichische Einfluss langsam wirksam wurde.
Erst mit der Säkularisation und der Neuordnung Europas durch Napoleon zu Beginn des 19. Jahrhunderts war es mit der Herrlichkeit der Klöster und der freien Reichsstädte vorbei.
Ihre Gebiete wurden dem Königreich Bayern zugeschlagen, ein Übergang der nicht von allen Allgäuern ohne Protest akzeptiert wurde.
In den folgenden Jahren bis 1816 entstanden die Staatsgrenzen, wie sie bis heute noch gültig sind.
Die wirtschaftliche Entwicklung des Allgäus in der Neuzeit
Geprägt wird die Allgäuer Landwirtschaft für viele Jahrhunderte durch den Flachsanbau und das Leinengewerbe.
Der Anbau von Feldfrüchten und die Tierhaltung dienten hauptsächlich dem eigenen Unterhalt und der Abdeckung der Zinslast für den Grundherrn.
Dagegen brachte die Leinenerzeugung einen bescheidenen Wohlstand für die Bauern.
Erst Ende des 18. Jahrhunderts ging diese Zeit zu Ende. In England waren die mechanischen Webstühle erfunden worden, mit denen konkurrenzlos billig Stoff hergestellt werden konnte.
Gerade zur rechten zeit hatte ein Allgäuer die richtigen Gedanken, um die Allgäuer vor einer bevorstehenden Not abzuwenden: Carl Hirnbein.
Er regte an, von der Flachserzeugung auf die Milch- und Käsewirtschaft umzustellen.
So bereitete er den Weg für eine optimale Wirtschaftsstruktur im Allgäu.

Die Wirtschaft des modernen Allgäus stützt sich auf folgende drei wichtigen Säulen: Industrie, Landwirtschaft und Fremdenverkehr.
Wie erfolgreich dieses System ist, zeigen beispielsweise die Arbeitslosenzahlen für das Unterallgäu.
Seit vielen Jahren rangiert der Landkreis unter den TOP 5 der Landkreise mit der niedrigsten Arbeitslosenquote von ganz Deutschland.


Informations-Quellen:
Wikipedia;
Wilfried Bahnmüller “Allgäuer und Ammergauer Alpen”, DuMont-Verlag, 1993

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